Akademien
und Hochschulen
In den USA
ist die Gebärdensprache (American Sign Language/ASL) nicht nur
eine anerkannte Sprache, sie wird auch gerne von hörenden
Menschen als Fremdsprache gelernt. Das führt dazu, daß man in
vielen Institutionen Hörenden begegnet, die sich problemlos mit
Gehörlosen in Gebärdensprache unterhalten können. Die bislang
einzige Gehörlosen-Universität der Welt steht ebenfalls in den
USA: die Gallaudet University in Washington
D.C. Dort studieren Gehörlose aus aller Welt, darunter immer
wieder welche aus Österreich.
Im
deutschsprachigen Europa spielt die Universität
Hamburg mit seinem Institut für Deutsche
Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser eine Vorreiterrolle. Bereits
seit Jahren bemüht man sich dort, gehörlose und schwerhörige
Studierende besonders zu unterstützen. Neben verschiedenen
Forschungsprojekten zur Gebärdensprache wurde auch ein
spezieller Studienschwerpunkt für Gehörlose
eingerichtet.
Für
hörgeschädigte Studierende stehen nicht nur die Behindertenbeauftragten
der Universität als Ansprechpartner/innen zur Verfügung, es
gibt auch Selbsthilfegruppen speziell für
gehörlose Studentinnen und Studenten. Eine dieser Gruppen ist
zum Beispiel iDeas.
In Österreich
ist es für gehörlose oder schwerhörende Personen nur unter
großen Mühen möglich, ein Hochschulstudium abzuschließen -
nur wenige schaffen es. Es gibt in Österreich bis jetzt noch
keine speziellen Studiengänge wie in Hamburg. Und bürokratische
Hürden verhindern manchmal die Umsetzung guter Ideen. Dennoch soll hier noch einmal
eindringlich darauf hingewiesen werden: Gehörlose und
schwerhörende Menschen müssen sich gemeinsam mit Hörenden
dafür einsetzen, daß ihr grundsätzliches Recht zum
Studium an österreichischen Akademien und Hochschulen
auch praktisch umsetzbar wird. Das heißt, es
müssen Bedingungen geschaffen werden, die es
auch einer größeren Anzahl von hörgeschädigten Menschen
ermöglicht, einen Hochschul- oder Akademieabschluß zu erlangen.
Von den
Universitäten Graz und Klagenfurt sowie von der
Gehörlosenambulanz in Linz gehen inzwischen verschiedene Initiativen
aus (zum Beispiel werden Ausbildungslehrgänge zur Leitung von
Gebärdensprachkursen und Gebärdensprachkurse für Hörende
angeboten). An der Universität Wien wird speziell für
hörgeschädigte Personen, die ein Studium beginnen wollen, ein Vorbereitungslehrgang
für Deutsch angeboten, der sich an den individuellen
Bedürfnissen der Einzelpersonen orientiert.
Diese
Initiativen setzen Signale, sie stärken das Selbstbewußtsein
der gehörlosen Mitarbeiter/innen und versuchen außerdem,
qualifizierte Ausbildungswege für gehörlose und schwerhörende
Menschen zu schaffen oder den Zugang zu einem Studium zu
erleichtern.
Die
Gebärdensprache beginnt - nicht nur als
Forschungsgegenstand, sondern auch praktisch - Einzug in
Österreichs Universitäten zu halten. Und sie wird zunehmend als
Bereicherung erlebt.
Diese
Entwicklung sollte durch fruchtbare Zusammenarbeit
aller beteiligten Personen vorangetrieben werden.
Konkurrenzdenken ist fehl am Platz! Es geht immer auch um das
Ziel der Anerkennung der Gebärdensprache (als
vollwertiges Sprachsystem) und damit um die Zukunft vieler
gehörloser und hörgeschädigter Kinder!
|