Totale
Kommunikation
(KK, 05/98)
Diese Methode geht auf
den Amerikaner Holcomb zurück. Sie unterscheidet sich wesentlich
von den anderen Methoden der Frühförderung gehörloser Kinder:
Im Mittelpunkt
dieses Ansatzes steht nicht die Sprache, sondern eine möglichst
gut funktionierende Kommunikation. Um diese zu erreichen
werden alle zur Verfügung stehenden kommunikativen Mittel
eingesetzt: natürliche Gebärden, Gebärdensprache,
lautsprachliche Gebärden, Fingeralphabet, Lautsprache, und
anderes mehr. Entscheidend bei diesem Ansatz sind die
konkreten Bedürfnisse des gehörlosen Kindes.
Umgesetzt wurde dieser
Ansatz recht unterschiedlich. So wurden in den USA vorzugsweise
lautsprachbegleitende Gebärden verwendet, in Dänemark hingegen
die Gebärdensprache. In der deutschsprachigen
Gehörlosenpädagogik konnte sich dieser Ansatz überhaupt nicht
durchsetzen. Ein Grund dafür dürfte wohl darin liegen, daß
diese Methode weder für das gehörlose Kind noch für die
jeweiligen Bezugspersonen leicht durchzuführen ist.
Der ständige
Wechsel zwischen den verschiedenen Systemen
(Fingeralphabet, Gebärdensprache, Lautsprache ...) während
eines einzigen Kommunikationsprozesses behindert diesen eher; denn
es ist anzunehmen, daß nicht alle dieser Systeme - weder beim
gehörlosen Kind noch bei der Bezugsperson - vollständig
ausgebildet sind. Dadurch ist die Gefahr sehr groß, daß im
Rahmen der Kommunikation eine "eigene Sprache" erfunden
wird, die nur für das gehörlose Kind und die jeweiligen
Bezugspersonen verständlich ist.
Die unterschiedlichen
Praxisanwendungen legen den Schluß nahe, daß die Totale
Kommunikation sowohl das gehörlose Kind als auch seine
Betreuungspersonen überfordert und eine
Spezialisierung in die eine oder andere Richtung der
Kommunikation offensichtlich erleichtert.
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