Zurück zur Homepage
Wo bin ich?
Wo bin ich?
Andere Meinungen
Andere Meinungen
Meine Meinung
Meine Meinung

Integration

Der Wunsch nach schulischer Integration des hörgeschädigten Kindes geht meist von den Eltern des Kindes aus, die ihr Kind nicht schon im Alter von sechs Jahren aus seiner gewohnten Umgebung reißen wollen. Sie sind dann auch meist bereit, Geld und Zeit in zusätzliche Lernhilfe zu investieren. In Kärnten wird den in Regelklassen integrierten gehörlosen Kindern für einige Stunden pro Woche auch eine gebärdensprachkundige Stützlehrkraft zur Verfügung (AVS) gestellt; das ist zwar gut, aber dennoch viel zu wenig. Es scheint, daß es in Österreich noch kein wirklich optimales Konzept zur Integration von schwerhörenden und gehörlosen Kindern in Regelklassen gibt.

Integration soll auch nicht in erster Linie auf den Akt der Eingliederung in das reguläre Bildungssystem beschränkt bleiben. Integration soll vielmehr als eine Haltung gesehen werden der gegenseitigen Achtung und Akzeptanz. Dafür ist noch viel Bewußtseinsbildung nötig und viel Wissen voneinander.

Um Schwerhörende und Gehörlose in ihrem Anders-Sein akzeptieren zu können, brauchen Hörende viel Information darüber, wie sich dieses Anders-Sein im Alltag auswirkt und welche konkreten Bedürfnisse und besonderen Fähigkeiten bei diesen Personengruppen vorhanden sind. Hörende sollten sich auch darüber klar werden, daß ihr Verhalten aus der Perspektive der Gehörlosen ebenfalls oft fremd oder unverständlich scheint. Erst das Wissen voneinander kann gegenseitiges Verstehen bewirken.

Integration läßt sich - ein wenig wissenschaftlicher - auch so erklären (MH, 05/98):
Nach Fabert & Weber (1986,14) ist Integration das Aufgenommen-Sein von einer oder mehreren Personen in einem sozialen Ganzen. Ein 'soziales Ganzes' ist dabei eine bestimmte Gruppe von Menschen, die in einer Beziehung zueinander stehen. Das kann etwa die Gesellschaft eines bestimmten Landes sein, aber auch die Familie oder Freunde und Bekannte.
Es ist aber fast immer so, daß die beiden Seiten dabei nicht gleich stark sind: Im Fall der Gehörlosen stellen die Hörenden die stärkere Seite dar. Deshalb erwarten die Hörenden, daß sich die Gehörlosen der hörenden Welt anpassen.


Literaturangabe:

Fabert, J.M.W. & Weber, A.A.: Soziale Integration: Eine orientierende soziologische Untersuchung an einer Gruppe von Hörgeschädigten aus Sint Michielsgestel. Katholische Universität Tilburg. Internationale Arbeiten zur Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser, Bd. 1. 1986.