Zurück zur Homepage
Wo bin ich?
Wo bin ich?
Andere Meinungen
Andere Meinungen
Meine Meinung
Meine Meinung


ad) Grammatik der Gebärdensprachen

(AS, 06/98)


2. Zeichen:

Zeichen in Gebärdensprachen sind:

selbständige Gebärden (zum Beispiel BAUM und LIEBE)
Gebärdenteile, die Inhalte transportieren, aber nicht alleine stehen können
(= "gebundene Morpheme")
Zeichen können auch aus mehreren Gebärden zusammengesetzt sein
(zum Beispiel KAFFEE+AUTOMAT; dieses Zeichen setzt sich aus den freien Gebärden KAFFEE und AUTOMAT zusammen).

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einhändigen und zweihändigen Gebärden:

Einhändige Gebärden werden mit einer Hand gebildet (BLUME).
Für zweihändige Gebärden werden beide Hände verwendet (KATZE).

Bei zweihändigen Gebärden trennt man außerdem symmetrische und nichtsymmetrische Gebärden.
Gebärden sind symmetrisch, wenn beide Hände die gleiche Handform besitzen und auch beide Hände bewegt werden (KATZE). In nichtsymmetrischen Gebärden sind die Handformen der Hände meist unterschiedlich und eine Hand dient als Basishand für die andere Hand, die bewegt wird (ZEIT). Die Basishand wird auch als nichtdominante Hand bezeichnet, die bewegte Hand als dominante Hand. Für die Basishand wird üblicherweise nur eine kleine Anzahl von Handformen verwendet. Es sind dies die einfacheren Handformen.

Zeichenteile müssen stets mit selbständigen Zeichen kombiniert werden. Beispiele für gebundene Zeichenteile in der Gebärdensprache sind Anfang und Ende von bestimmten Verbgebärden (Kongruenzverben). Anfangs- und Endpunkt dieser Verben verweisen auf die an der Handlung beteiligten Personen. Die Verbgebärde beginnt an einem bestimmten Ort (=Raumpunkt) und wird dann in die Richtung eines zweiten Ortes bewegt. Wird zum Beispiel ein Buch an eine zweite Person weitergegeben, dann beginnt die Gebärde bei der gebärdenden Person und endet bei der Person, die das Buch bekommt (GEBEN).


Verben:

Eine große Anzahl grammatischer Informationen kann durch Veränderung (Modifizierung) der Verbgebärde oder durch nichtmanuelle Bausteine wiedergegeben werden. Verändert werden kann zum Beispiel die Bewegung der Gebärde. Folgende Inhalte können an Verbgebärden ausgedrückt werden:

  • Personen und Objekte, die an der Verbhandlung beteiligt sind

  • Ausgangspunkt und Ziel der Verbhandlung

  • Art und Weise der Verbhandlung

  • Angaben zu Zeit (Tempus) und zeitlichem Ablauf (Aspekt) der Verbhandlung


zu)
Personen und Objekte die an der Verbhandlung beteiligt sind:

In bestimmten Verben (Kongruenzverben) bewegt sich die Hand (bewegen sich die Hände) zwischen den Personen und Objekten der Verbhandlung. Die Bewegungsrichtung und/oder die Handorientierung zeigen, wer an der Handlung beteiligt ist. Das Kongruenzverb GEBEN beginnt bei einer Person, die etwas weitergibt, und endet bei einer zweiten Person, die diese Sache bekommt. Diese Situation kann auch folgendermaßen dargestellt werden:

Subjekt -------------------------> Objekt  
ich GEBEN du "Ich gebe dir (etwas)"
du GEBEN ich "Du gibst mir (etwas)"

Diese Abbildung zeigt: Das Kongruenzverb beginnt bei der Person, die die Handlung durchführt (= Subjekt) und wird dann in die Richtung der zweiten Person (= Objekt) bewegt.

Weitere Beispiele für Kongruenzverben aus der Österreichischen Gebärdensprache sind:
UNTERRICHTEN, FRAGEN, ANTWORTEN, SCHAUEN, ZEIGEN, HELFEN.

Innerhalb der Kongruenzverben gibt es eine Gruppe von Verben, welche ein umgekehrtes Kongruenzmuster aufweisen, zum Beispiel EINLADEN:

Subjekt <------------------------- Objekt  
ich EINLADEN du "Ich lade dich ein"
du EINLADEN ich "Du lädst mich ein"

Hier beginnt das Verb beim Objekt und die Bewegung erfolgt in Richtung des Subjekts. Dasselbe gilt für folgende Verben der Österreichischen Gebärdensprache: NEHMEN, HOLEN, AKZEPTIEREN, ABHOLEN, AUSLEIHEN.


zu)
Ausgangspunkt und Ziel der Verbhandlung

Raumverben beschreiben Bewegungn zwischen dem Ausgangspunkt und dem Ziel einer Handlung oder die Position von Personen und Objekten an bestimmten Orten. Das Verb beginnt am Ausgangspunkt der Handlung und die Bewegung erfolgt in Richtung des Ziels. Beispiele aus der Österreichischen Gebärdensprache sind: GEHEN, KOMMEN, BRINGEN, TRAGEN, BEWEGEN.

Ausgangspunkt <------------------------- Ziel  
A GEHEN B 'Ich gehe von A nach B


zu) Art und Weise der Verbhandlung

zu) Angaben zu Zeit (Tempus) und zeitlichem Ablauf (Aspekt) der Verbhandlung

(... wird weiter ergänzt - danke für Ihre Geduld!)