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Wo bin ich?
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Meine Meinung
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Im Laufe der schulischen Ausbildung gehörloser Kinder und Jugendlicher wird sehr viel Zeit für Hör- und Sprechtraining aufgewendet. Diese Zeit geht allerdings dann an anderer Stelle - etwa in Fächern wie Mathematik, Physik, Chemie - ab.

Auch dem Schreiben und Lesen wird normalerweise nicht so viel Zeit eingeräumt, wie es im Hinblick auf eine qualifizierte Berufsausbildung nötig wäre.

Arbeitsmarkservice / Berufsinformationszentrum
Die Gebärdensprache wird in Österreich normalerweise im Unterricht an Pflicht- und weiterbildenden Schulen nicht oder viel zu wenig eingesetzt - es fehlen gehörlose Lehrerinnen und Lehrer. Die jüngsten Bestrebungen, gehörlose Kinder in Regelschulen zu integrieren, bringen daher vor allem im sozialen Bereich Erfolge (die Kinder können im vertrauten Umfeld bleiben und müssen nicht in ein Internat ausweichen).

Damit wird aber die Qualität der Ausbildung nicht gehoben, weil in den kleineren Schulen meist weder die technischen noch die personellen Bedingungen für eine optimale Förderung gehörloser Schülerinnen und Schüler vorhanden sind. Trotz des großen zeitlichen Aufwandes und oft auch intensiven persönlichen Einsatzes sind das Leseverstehen und die schriftliche Ausdrucksfähigkeit gehörloser Schulabgänger/innen sehr schlecht. Das führt dazu, daß für gehörlose Menschen in Österreich nur wenige Berufe zur Auswahl stehen.

Obwohl gerade gehörlose Menschen viele Fähigkeiten haben, die in Präzisionsberufen gefragt sind (Genauigkeit, Konzentrationsfähigkeit, überdurchschnittliche Leistungen im Sehen und Tasten, ...), macht ein Großteil der gehörlosen Jugendlichen nach der Pflichtschule eine Lehre in den traditionellen Gehörlosenberufen: sie werden Schneiderin, Tischler, Schuhmacherin, Schlosser oder arbeiten als Hilfsarbeiter oder Hilfsarbeiterin.

Wir wollen diese Berufe nicht abwerten, aber es bestehen kaum Möglichkeiten, daß gehörlose Jugendliche sich für andere oder neue Berufe qualifizieren können: etwa im medizinisch-technischen Bereich, in der EDV-Branche, als Lehrkräfte oder Fachpersonal, für Wissenschaft und Forschung und vieles andere mehr.

Um diese Situation zu verbessern, müßte der Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern in der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Gehörlosen selbstverständlich sein. Ebenso vordringlich wäre die Anerkennung der Gebärdensprache als "Sprache" und damit die Anerkennung der Gehörlosengemeinschaft als sprachliche Minderheit.

Das würde die Chancengleichheit der Gehörlosen im öffentlichen Leben erhöhen und die Auswahl an qualifizierten Berufen für österreichische Gehörlose erweitern.

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