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Wo bin ich?
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Andere Meinungen
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Meine Meinung
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Die
Wissenschaft insgesamt sollte - das wäre jedenfalls unser Wunsch - ihre Einstellung zu Gehörlosigkeit grundlegend überdenken. Es müßte doch vor allem hier gelingen, ein Bewußtsein dafür zu entwickeln, was es heißt, als hochgradig schwerhörende oder gehörlose Person in einer Gesellschaft zu leben, die von Hörenden dominiert wird.

Ein solches Bewußtsein könnte dazu führen, auch von wissenschaftlicher Seite gehörlose Menschen in erster Linie als sprachliche und kulturelle Minderheit anzusehen; der "Defekt" des Nicht-Hören-Könnens (und damit verbunden das Ziel, diesen Schaden möglichst wirkungsvoll zu "reparieren") würde damit in den Hintergrund rücken.

AktionsforschungPädagogikLinguistikMedizinPsychologieSoziologie
Im Gegensatz dazu würde das Recht der schwerhörenden und gehörlosen Menschen auf Eigenständigkeit einen zentralen Stellenwert bekommen. Zum Beispiel für die Gruppe der Gehörlosen ist damit eng die Anerkennung der Gebärdensprache als Sprache verbunden.

Wissenschaftliche Diskurse sind häufig von widersprüchlichen Meinungen und Ansichten geprägt, die auch auf unterschiedliche Betrachtungsweisen zurückgehen. Das ist auch hier der Fall. Nahezu jede der in unserem Höhlensystem benannten Wissenschaften betrachtet Gehörlosigkeit aus ihrem speziellen Blickwinkel: so kommt es, daß Gehörlosigkeit aus Sicht der Hals-Nasen-Ohren-Medizin anders gesehen wird als zum Beispiel aus der Perspektive der Neurologie oder der Sprachforschung. Für die einen ist das Hören wesentlich, für die anderen das Verstehen oder die Kommunikation. Für manche Pädagoginnen und Pädagogen ist vielleicht immer noch die Lautspracherziehung vorrangig im Leben eines gehörlosen Menschen.

Wir wollen mit diesen Beispielen aufzeigen, daß das, was für die eine Wissenschaft richtig erscheint, aus Sicht der anderen genau verkehrt sein kann. Eine engere Forschungszusammenarbeit verschiedener Wissenschaften ist daher nicht nur wünschenswert sondern anzustreben. Denn Gehörlosigkeit läßt sich nicht nur aus einer Perspektive betrachten - im Alltag Gehörloser sind die verschiedensten Bereiche verflochten. Daher unsere Forderung, von der Lebenssituation gehörloser Menschen auszugehen, auch dann, wenn man nicht soziologisch forscht, sondern zum Beispiel im medizinischen Bereich arbeitet.

Daher kommt nach unserer Meinung auch der Aktionsforschung eine wichtige Rolle zu: es ist zu hoffen, daß in Zukunft vor allem Gehörlose selbst in diesem Prozeß mitarbeiten und so die Probleme der gebärdensprachlichen Minderheit direkt in die Forschung einbringen können.

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