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Im
Gegensatz dazu würde das Recht
der schwerhörenden und
gehörlosen Menschen auf
Eigenständigkeit einen zentralen
Stellenwert bekommen. Zum
Beispiel für die Gruppe der
Gehörlosen ist damit eng die
Anerkennung der Gebärdensprache
als Sprache verbunden. Wissenschaftliche
Diskurse sind häufig von
widersprüchlichen Meinungen und
Ansichten geprägt, die auch auf
unterschiedliche
Betrachtungsweisen zurückgehen.
Das ist auch hier der Fall.
Nahezu jede der in unserem
Höhlensystem benannten
Wissenschaften betrachtet
Gehörlosigkeit aus ihrem
speziellen Blickwinkel: so
kommt es, daß Gehörlosigkeit
aus Sicht der
Hals-Nasen-Ohren-Medizin anders
gesehen wird als zum Beispiel aus
der Perspektive der Neurologie
oder der Sprachforschung. Für
die einen ist das Hören
wesentlich, für die anderen das
Verstehen oder die Kommunikation.
Für manche Pädagoginnen und
Pädagogen ist vielleicht immer
noch die Lautspracherziehung
vorrangig im Leben eines
gehörlosen Menschen.
Wir
wollen mit diesen Beispielen
aufzeigen, daß das, was für die
eine Wissenschaft richtig
erscheint, aus Sicht der anderen
genau verkehrt sein kann. Eine
engere Forschungszusammenarbeit
verschiedener Wissenschaften ist
daher nicht nur wünschenswert
sondern anzustreben. Denn
Gehörlosigkeit läßt sich nicht
nur aus einer Perspektive
betrachten - im Alltag
Gehörloser sind die
verschiedensten Bereiche
verflochten. Daher unsere
Forderung, von der
Lebenssituation gehörloser
Menschen auszugehen,
auch dann, wenn man nicht
soziologisch forscht, sondern zum
Beispiel im medizinischen Bereich
arbeitet.
Daher
kommt nach unserer Meinung auch
der Aktionsforschung
eine wichtige Rolle zu: es ist zu
hoffen, daß in Zukunft vor allem
Gehörlose
selbst in diesem Prozeß
mitarbeiten und so die Probleme
der gebärdensprachlichen
Minderheit direkt in die
Forschung einbringen können.
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